Der historische Hexenturm in der Kanalstraße wird saniert: Er soll zu einem touristischen Schmuckstück werden, das im Rahmen von Stadtführungen besichtigt werden und soll ganz neue Ausblicke über die Fuldaer Altstadt bieten. Prägend für das äußere Erscheinungsbild des Turms wird ein Turmhelm mit Gauben sein. Noch im Frühjahr sollen die Arbeiten beginnen, in gut einem Jahr soll die Sanierung abgeschlossen sein. Erste vorbereitende Arbeiten, bei denen ein Zugang von der Kanalstraße her geschaffen wurde, haben bereits stattgefunden. Dabei wurde ein Mauerdurchbruch an einer Stelle geschaffen, die nicht Teil der mittelalterlichen Befestigung war, sondern erst in jüngerer Zeit ergänzt worden war.
Der Hexenturm gilt als der besterhaltene Wehrturm Fuldas aus dem Mittelalter. Die ältesten gefundenen Holzteile im Turm lassen sich auf das Jahr 1433 datieren. Ursprünglich diente der Turm der Sicherung des sogenannten Frauentörleins, das im Bereich der heutigen Kanalstraße einen Durchgang vom Klosterbezirk in die Bürgerstadt und umgekehrt ermöglichte. 1845 wurde das Torgebäude wie auch weitere große Teile der Stadtbefestigung abgerissen, der runde Schaft des Hexenturms blieb jedoch erhalten. Wahrscheinlich hatte der Turm zu diesem Zeitpunkt schon sein markantes Dach eingebüßt, das in der folgenden Zeit auch nicht mehr ersetzt wurde.
Das Fehlen des Daches hatte jedoch zur Folge, dass das Gemäuer im Laufe der Jahrzehnte durch eindringendes Wasser massiv Schaden nahm. Diese Schäden am Bruchsteinmauerwerk wurden im Rahmen einer Untersuchung 2021 noch einmal dokumentiert und ein dringender Handlungsbedarf für eine Sanierung festgestellt. Um künftig den Wassereintrag ins Gebäude zu minimieren, beschloss die Stadt Fulda in enger Abstimmung mit dem Denkmalbeirat und Landesamt für Denkmalpflege, den ursprünglichen Turmhelm zu rekonstruieren. Als Dachkonstruktion ist eine acht- bzw. sechszehneckige, hölzerne Turmhelmkonstruktion geplant, die sich an den historischen Stadtansichten orientiert. Zur Erschließung führt eine Wendeltreppe aus Stahl außen am Turm bis in eine Höhe von etwa sechs Metern, wo in Höhe des früheren Wehrgangs ein Zugang in den Turm möglich ist.
Während das mit dicken Mauern und einer starken Decke gesicherte Gewölbe im Fuß des Turms, das vermutlich früher als Verlies diente, nicht erschlossen wird, können die Teilnehmerinnen und Teilnehmer von Stadtführungen zukünftig die oberen Geschosse des Turms über Stiegen und hölzerne Zwischendecken erreichen und schließlich im Bereich des Dachstuhls aus den Gaubenfenstern heraus einen Rundblick auf die Altstadt genießen: So gibt es Blickverbindungen zum Dom, zur Stadtpfarrkirche, zum Schloss oder auch die Kanalstraße entlang in Richtung Mutterhaus der Barmherzigen Schwestern. Im Rahmen von Besichtigungen sollen unter Aufsicht von geschultem Personal gleichzeitig maximal 15 Personen den Turm betreten können. Aufgrund der Grundstückssituation ist eine barrierefreie Erschließung leider nicht möglich. Allerdings wird der sanierte Schlossturm auch Menschen mit körperlichen Beeinträchtigungen das Erlebnis eines Rundblicks über die Stadt bieten können.
Übrigens: Auch wenn der Turm seit dem 19. Jahrhundert im Volksmund „Hexenturm“ genannt wird, waren er und sein Gefängnis wohl kein Schauplatz der frühneuzeitlichen Hexenverfolgung in Fulda.